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Travel-Photographer
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Die 24-stündige Anreise nach Ho-Chi-Minh-City ist endlich geschafft und wir saugen wieder Grossstadtdschungelluft in unsere Lungen. Ein kleiner Markt neben unserem Hotel hat da ganz besondere “Düfte” für uns bereit, die wir bis heute noch nicht einordnen können (zur Auswahl standen verdorbener Fisch, alter Tofu oder verfaulte Früchte, oder alles zusammen). Nach dem Eingewöhnen schmissen wir uns direkt ins Getümmel des Backpackerviertels oder auch District 1 genannt. Zum Abendessen gab es frische Austern für 20’000 Dong das Stück (ca. 1.-), dies stellte allerdings für den einen oder anderen Magen eine ziemlich grosse Herausforderung dar. Wir versuchten zwar alles mit Bier unschädlich zu machen, dies wurde allerdings von den Rooftopbar-Preisen vereitelt und somit widmete sich unsere zweiköpfige Partytruppe dem Heimweg. Der Einlass in unsere Residenz wurde uns allerdings nicht sofort gewährt, denn ab 11Uhr wurde der Haupteingang verschlossen und die Gastgeberinnen verwandelten die Lobby in ihr Schlafzimmer. Mit Keuchen und Schnaufen wurde uns dann doch noch die Pforte geöffnet und vor uns stand eine über die späte Störung, sichtlich stinkige Vietnamesin.

Am nächsten Tag verschliefen wir standesgemäss das Frühstück und erschienen dann pünktlich zum Mittagessen in der nächsten Suppenküche. Mit neu beschäftigten Mägen machten wir uns dann daran, die nach Ho-Chi-Minh (dem grossen kommunistischen Urvater Vietnams) benannte, sehr konsumfreudige Stadt zu besichtigen. Hätte Mr. Minh seine Statue neben den grössten Luxusläden der Stadt gesehen, hätte er wohl seine Asche umgewühlt, wenn er denn, wie gewünscht, eingeäschert worden wäre. Nach den vielen, völlig unterschiedlichen Stadtvierteln, kamen wir beim Wiedervereinigungspalast an und sind kaum noch aus dem Staunen herausgekommen! Beim Anblick dieses «Palastes» bekamen wir fast das Gefühl, dass die Wiedervereinigung doch nicht so wichtig war. Deshalb kehrten wir diesem plumpen Kasten bald den Rücken zu und machten uns auf die Suche nach der Pagode des Jadekaisers. Wieder ein vielversprechender Name, bei dessen blosser Erwähnung schon das Wort “Portfoliobild” in den Augen unseres Knippsers aufleuchtete. Dummerweise stand da nur, versteckt in einer kleinen Seitenstrasse, ein nichtssagendes Eingangstor, welches den Weg zu einer ähnlich nichtssagenden Pagode umrahmt. Im Inneren haute es uns dann dafür umso mehr (wenn nicht sogar ganz) aus den Socken, als wir am Ende eines, mit Krimskrams vollgestellten und mit Weihrauch verrauchten Raumes die Statue des Jadekaisers entdeckten. Der Jadekaiser ist dort von unzähligen Kriegern und anderen verrückten Gestalten, alle samt mit komischen Fratzen, umringt und schaute majestätisch auf uns herab. Trotz dem mystischen Anblick bekamen wir von diesem heillosen Durcheinander irgendwann genug und bahnten uns den Weg, durch die Heilsuchenden hindurch, zurück nach draussen. Den Tag krönten wir dann bei Baba mit einem der besten Currys, dass wir je hatten.

Da wir nach unserem 24-Stunden-Ritt immer noch ein bisschen müde waren, standen wir, am nächsten Tag, erneut direkt fürs Mittagessen auf. Danach besuchten wir das sehr eindrückliche Kriegsrestemuseum. Die Ausstellung zeigt das unfassbare Leid, welches der Vietnamkrieg, oder “American aggression war” wie er dort genannt wird, angerichtet hat. Immer noch schwer bewegt widmeten wir uns wieder einmal der Fotografie. Auf der Suche nach dem perfekten Rooftop, für den Sonnenuntergang, stürmten wir von Hochhaus zu Hochhaus und versuchten mit all unserem Charme die Empfangsdamen und Securitygriesgräme davon zu überzeugen, uns aufs Dach ihres Wolkenkratzers zu lassen. Von den diversen Abweisungen niedergeschmettert (einmal durften wir herauf, die Aussicht war dem Fotografen dann aber zu wenig spektakulär) nisteten wir uns am Strassenrand ein und Patrick schoss seine Bilder eben vom nullten anstatt dem zwanzigsten Stockwerk.

Den dritten und letzten Tag in Saigon widmeten wir wieder dem Kriegsgeschehen. In einem, wie immer auf «asiasize» (Wohl das Gegenteil von «Bic-Mac-size») zugeschnittenen, Reisebus wurden wir zu den Höhlen bei Cu Chi gekarrt. Die Vietnamesen nutzen diese Tunnelanlagen, um den Feinden zu entkommen und um sich den Bomben und «Agent Orange» zu entziehen. Wir versuchten es ihnen gleichzutun (Ohne die Bomben und den Kriegsstress natürlich) und blieben prompt stecken. Nicht etwa, weil wir zu viel gegessen hatten, sondern weil vor uns jemand nicht mehr weiterwollte (Bitte!) und hinter uns kein Kehrmanöver durchgeführt werden konnte. Nach ein paar feuchtheissen, staubigen Minuten unter der Erde wurden wir in eine Strohhütte gescheucht, wo uns ein klassischer Propagandastreifen (Die Original-Version nicht die miserable Neuverfilmung) in klassischer Ostblock-Manier gezeigt wurde. Nach diesem Blockbuster quetschten wir uns erneut auf die Sitze des Buses und kehrten nach Saigon zurück. An diesem Abend bekam Patrick dann endlich seinen Sonnenuntergang aus dem 22. Stockwerk hinter die Linse, während Remo genüsslich einen Whisky schlürfte.

So ging unser Saigon Abenteuer zu Ende und wir freuen uns nun aufs sonnige Mekong-Delta.
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